Vom 14. bis 17. August war Team München Gastgebender für eines der größten LGBTQ+ Einzelsport-turniere der vergangenen 20 Jahre in München: den Euro Handball Championships. Über 230 Teilnehmende mit Teams aus Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Ungarn und Deutschland nahmen teil. Betreut wurden sie von 36 Freiwilligen und dem Orgateam der Handballsparte. Insgesamt war das Turnier ein Mega-Erfolg für alle Beteiligten auf und neben dem Platz. Es war ein tolles Erlebnis mit viel Spaß für die Sportler*innen aus aller Welt. Die langjährige Organisation hat sich absolut gelohnt und Team München hat sich herzlich auf einem hohem Niveau präsentiert.
„Die sportliche Vielfalt“ fragte Verena (Co-Organisatorin für Volunteers), Thomas, David und Espen (Co-Organisatoren)über das Turnier.
(Foto: Espen, Thomas und David)
(Foto: weitere Mitglieder des Orgateams, Verena links)
Was hat innerhalb des Orgateams besonders gut geklappt?
Verena: Jedem Thema wurde ein/e Hauptverantwortliche/r zugeordnet. Damit war klar, wer sich verantwortlich fühlt und das Thema vorantreibt. Das war wichtig, damit nichts im Sande verläuft und man sich nicht darauf verlässt, dass der jeweils andere schon etwas tut. Natürlich musste man nicht alle Aufgaben alleine lösen, oftmals hatten wir kleine Teams, die an einem Thema gearbeitet haben. Das hat gut geklappt, vor allem in Anbetracht dessen, dass nicht jede Entscheidung in einer großen Gruppe ausdiskutiert werden kann, sondern man als kleine Gruppe schnell zu einer Entscheidung kommt. Die kurzen Absprachen über kleine WhatsApp-Gruppen und das Sammeln aller Infos und Updates in Trello war außerdem eine gute Art der Dokumentation.
Thomas: Auch wenn wir uns nicht in allem einig waren, war die Stimmung im Orga-Team die ganze Zeit gut und wir haben gut zusammengearbeitet.
Was war nicht so gut?
Thomas: Wir hatten am Anfang ein paar Anlaufschwierigkeiten. Es ist schwierig und sehr diffus über etwas zu sprechen, was in 2 Jahren passieren soll. Wir hatten Planungstermine, aber die waren oft nicht sehr konkret. Erst im Januar 2024, 8 Monate vor dem Turnier, haben wir richtig angefangen. Da haben wir zum Beispiel gelernt, dass es sehr schwierig ist, Sponsoren zu finden. Sehr viele Unternehmen planen 1 Jahr im Voraus. Also ein Tipp für alle, mit Sponsoring und Partnersuche muss man mindestens 1 Jahr vor dem Turnier anfangen.
Verena: Ganz zu Beginn der Planung war vielen, die sich freiwillig fürs Orgateam gemeldet haben, nicht klar, was eigentlich gemacht werden muss. Die Aufgaben als solche waren noch so diffus, dass die meisten erstmal einfach nichts gemacht haben. Da hilft es, wenn ein oder zwei Personen einen genauen Plan haben, konkret Aufgaben verteilen und klar ist, an wen man sich im Zweifel bei Fragen wenden kann. Nachdem wir das erkannt haben, haben dann auch einige mit angepackt. Geholfen hat sicher auch, dass das Turnier in der Zwischenzeit näher gerückt und damit realer war. Zugegebenermaßen hatten wir gehofft, dass noch mehr Leute aus unserem Team sich bei der Planung engagieren, damit nicht zu viel Arbeit an wenigen Personen hängen bleibt. Aber diese Entwicklung ist wahrscheinlich ziemlich normal. Beim Turnier selber, vor allem beim Abbau, haben dann auch wirklich alle Teammitglieder mit angepackt und an einem (Putz-)Strang gezogen.
Habt ihr euch die Organisationsarbeit des Turniers vor 2 Jahren so vorgestellt wie es letztendlich war?
David: Wir glauben nicht, dass man sich jemals vollständig darauf vorbereiten kann, wie viel Arbeit es wirklich ist, 300 Menschen über vier Tage mit einem vollgepackten Programm zu betreuen. Natürlich hatten wir uns ein tolles Ergebnis erhofft und davon geträumt, dass alles reibungslos läuft, aber die Realität der Vorbereitung – insbesondere in den letzten acht Monaten – hat uns doch überrascht. Es war deutlich mehr Arbeit, als wir ursprünglich gedacht hatten.
Verena: Ich glaube keine/r hat damit gerechnet, wie viel Arbeit es werden würden und an wie viele Kleinigkeiten man denken muss – vor allem zum Ende hin. An der Stelle noch einmal vielen vielen Dank an alle, die ihre Abende oder sogar Wochenenden für die Erledigung von Aufgaben geopfert haben. Es hat sich gelohnt!
Thomas: Ich glaube, wir haben alle in den letzten zwei Jahren sehr viel gelernt und keiner von uns hätte gedacht, dass die Organisation eines solchen Turniers so viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Abgesehen natürlich von den großen Dingen wie Hallen, Verpflegung und Turnierablauf gibt es sehr viele Überlegungen und Kleinigkeiten, die alle Zeit in Anspruch nehmen. Wir wussten alle, dass es keine leichte Aufgabe sein würde, aber wir waren doch überrascht, wie komplex es war. Aber wir hatten auch das Ziel, das beste Turnier aller Zeiten auszurichten, und wenn man so ein Ziel erreichen will, muss man auch hart dafür arbeiten.
Wieviel Personen und Geschlechter haben organisiert bzw. geholfen?
Verena: Das Hauptteam bestand aus ca. zehn Personen, wovon vier nochmal intensiver in die Planung involviert waren. Für ein Turnier mit knapp 300 Personen (inkl. SpielerInnen, Volunteers, Schiris usw.) würde ich diese Anzahl an helfenden Händen als Minimalzahl empfehlen. Beim Turnier selbst haben uns 36 Volunteers tatkräftig unterstützt, damit sich die Spieler*innen aufs Spielen konzentrieren konnten. Das war wirklich fantastisch und das Turnier wäre ohne sie nicht so ein Erfolg geworden. Da wir eine bunt gemischte Mannschaft mit Mädels und Jungs, Homo- und Heterosexuellen sind, war im Orgateam alles vertreten.
Gab es Feedback der Teilnehmer*innen zur Vororganisation/Registrierungsablauf?
Espen: Ja, wir haben durchweg positives Feedback von den Teilnehmer*innen zur Vororganisation und dem Registrierungsablauf erhalten. Viele haben die Klarheit und Vollständigkeit der Informationen, die wir im Vorfeld bereitgestellt haben, gelobt. Wir haben unsere sozialen Medien intensiv genutzt, um Vorfreude zuerzeugen und die Teilnehmer*innen über alle wichtigen Aspekte des Turniers zu informieren. Dies hat nicht nur zur Begeisterung beigetragen, sondern auch dazu, dass sich die Teilnehmer*innen gut vor-bereitet fühlten.
Darüber hinaus haben wir im Laufe des Jahres regelmäßig Rückmeldungen von erfahrenen Teamleitern eingeholt, mit denen wir eng zusammenarbeiteten. Ihr wertvolles Feedback hat uns nicht nur Sicherheit gegeben, sondern auch bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es war hilfreich, von ihren Erfahrungen zu lernen und ihre Ratschläge in unsere Planung zu integrieren.
Gab es etwas Überraschendes beim Turnier? (Sportlich, organisatorisch oder in anderen Aspekten)
Verena: Ein wenig gezittert haben wir beim Mittagessen: wird alles pünktlich geliefert, reicht es für alle, sind alle zufrieden? Zum Glück war die Sorge unbegründet und alles hat gut geklappt. An der Stelle ein Tipp: Fragt in der Registrierung nicht nur vegetarisch/vegan ab, sondern auch glutenfrei o.ä., damit ihr vor Ort nicht ins Straucheln kommt.
Und bereits vor dem Turnier hat uns Adele ganz schön ins Schwitzen gebracht. Ihre Konzerte wurden am gleichen Datum und ebenfalls in Riem angekündigt, wodurch die Hotelpreise von jetzt auf gleich in die Höhe geschnellt sind. Die meisten Mannschaften hatten zum Glück schon etwas gebucht. Für ein paar SpielerInnen konnten wir dann noch Privatunterkünfte organisieren.
Thomas: Wir haben sehr viel Lob bekommen und viele Teams haben uns sogar gesagt, dass das Turnier in München das Beste aller Zeiten war und ein neuer Maßstab für zukünftige Turniere ist. Das freut uns sehr und zeigt uns, dass wir vieles richtig gemacht haben. Wir sind stolz auf das, was wir und unser gesamtes Team auf die Beine gestellt haben.
Am ersten Spieltag ging nach einer guten Stunde plötzlich der Feueralarm los. Wir mussten alle evakuieren und noch für wenige Minuten herrschte Chaos und Unklarheit. Gott sei Dank war die Feuerwehr schnell vor Ort und konnte feststellen, dass alles in Ordnung war und den Alarm abstellen. Wir waren auf vieles vorbereitet, aber nicht darauf. Trotzdem haben wir auch das und die damit verbundene Verzögerung im Spielbetrieb gut gemeistert.
Was war das Feedback der Teilnehmer*innen? Was hat euch am meisten gefreut?
Espen: Das Feedback, das wir von den Teilnehmenden erhalten haben, war durchweg äußerst positiv und bestärkend. Zahlreiche Spieler*innen kamen während und nach dem Turnier noch einmal ganz bewusst auf uns zu, um uns persönlich mitzuteilen, wie hervorragend sie die gesamte Organisation empfunden haben. Ein großer Pluspunkt war für viele auch die Freundlichkeit und Kompetenz unserer Volunteers. Sie wurden als äußerst hilfsbereit, aufmerksam und immer ansprechbar gelobt, was zu der angenehmen Atmosphäre wesentlich beigetragen hat.
David: Zudem haben viele Teilnehmende angemerkt, dass wir mit diesem Turnier die Messlatte für zukünftige Veranstaltungen höher gelegt haben, was uns natürlich stolz macht. Diese Art von direktem, persönlichem Lob hat uns alle sehr berührt und noch einmal vor Augen geführt, dass die vielen Stunden der intensiven Vorbereitung und Planung sich mehr als gelohnt haben. Es war unglaublich schön zu sehen, dass unsere harte Arbeit so geschätzt wurde und die Teilnehmer*innen mit einem rundum positiven Eindruck nach Hause gefahren sind.
Wir sind sehr stolz auf das, was unser Planning-Committee geschafft hat!
Was hat im Turnierablauf besonders gut und was weniger gut funktioniert?
Verena: Am wichtigsten für einen reibungslosen Turnierablauf und eine gute Stimmung war sicherlich der Standort. Beide Hallen waren in einem Gebäude mit nur einem Mini-Fußweg zur anderen Tribüne. So konnte man schnell wechseln, man hat von allen Spielen etwas mitbekommen und die gute Stimmung konnte überall aufrechterhalten werden. Vor dem Gebäude konnte man sich außerdem entspannt auf einem Platz aufhalten, das Angebot des Getränkewagens nutzen und mit anderen Leuten ins Gespräch kommen.
Dass wir die Mannschaften nach der Vorrunde in drei Levels eingeteilt haben, wurde auch gut aufgenommen. So konnte jede/r viel, aber nicht zu viel und gegen vergleichbare Mannschaften spielen, so dass der Spaß nicht verloren ging.
Thomas: Wir waren sehr gut vorbereitet und fast alles hat während des Turniers gut und problemlos funktioniert. Was uns aber sehr überrascht hat und was wir unterschätzt hatten, war das Thema Abbau und Reinigung. Vor allem das Thema Harz auf dem Hallenboden hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Ein Kriterium für unser Turnier ist, dass mit Harz gespielt werden darf und dafür hatten wir eine Sondergenehmigung von der Stadt München bekommen und mit Hilfe von Trudering Handball ein Reinigungskonzept erstellt. Das Harz war aber sehr hartnäckig und es hat gut 10 Leute über 12 Stunden gekostet, die 2 Hallen wieder sauber zu bekommen. Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass das Bodenmaterial in den neuen Hallen in Riem sehr empfindlich und für Harz gar nicht geeignet ist, somit war unser Reinigungskonzept nicht so brauchbar, wie wir uns das am Anfang vorgestellt haben.
Was würdet Ihr bei einem nächsten Mal anders machen?
Verena: Wirklich in die Planung gestartet sind wir acht Monate vor dem Turnier. Für manche Themen, wie die Sponsorensuche, waren wir damit schon zu spät dran, da ein Jahr im Voraus die Ausgaben festgelegt werden. Diese Erfahrungen geben wir nun an die OrganisatorInnen der nächsten Jahre weiter, damit sie von uns lernen können.
Außerdem würde ich versuchen die Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen. Offene Anfragen, wer denn noch helfen könnte, haben sich als schwierig erwiesen. Besser ist es, denke ich, konkrete Aufgaben (und wichtig: mit genauen Beschreibungen, was zu tun ist), anzufragen. Wenn sich niemand meldet am besten direkt bestimmte Personen ansprechen, dann findet man eigentlich immer jemanden, der doch noch mit anpackt.
Thomas: Mehr Zeit und bessere Planung für Reinigung und Abbau einplanen.
David: Die großen Themen wie Sponsoren und die Unterstützung durch größere Organisationen sollten definitiv früher geplant werden. Es ist wichtig, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, denn für einige war die Arbeitsbelastung wirklich enorm! Wir sind jedoch sehr stolz darauf, was unser Planning-Committee und die Teammitglieder gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Ein riesengroßes Dankeschön an alle, die auf die eine oder andere Weise mitgeholfen haben!
Ihr wurdet sechster, zehnter und zwölfter von 18 Teams. Seid ihr mit eurem sportlichen Auftritt zufrieden?
Espen: Zunächst einmal war es uns am wichtigsten, dass alle Teilnehmer*innen Spaß hatten und das Turnier in vollen Zügen genießen konnten. Das stand für uns klar im Vordergrund. Ein großer Pluspunkt war auf jeden Fall, dass wir als ausrichtender Verein dieses Mal mit gleich drei eigenen Teams am Start waren. Das hat uns sehr stolz gemacht, da wir sowohl sportlich als auch organisatorisch stark vertreten waren. Besonders gefreut hat uns auch, dass wir internationale Spieler*innen in unseren Teams willkommen heißen durften, was nicht nur das sportliche Niveau bereichert, sondern uns auch die Möglichkeit gegeben hat, neue Freundschaften zu schließen.
Thomas: Dass unser Team Orange am 2. Spieltag in der Gruppe A spielen durfte und die beiden anderen Teams (Blau und Grün) in der Gruppe B spielten, war ein Erfolg. Besonders Team Orange hat eine sehr gute Leistung gezeigt. Alle Teams und alle 32 Teilnehmer*innen, die für Team München gespielt haben, hatten Spaß und Freude am Spiel und das ist für uns das Wichtigste.
Verena: Team Blau war sehr zusammengewürfelt mit SpielerInnen, die sich ohne Team beim Turnier angemeldet haben. Auch das hat super funktioniert und Spaß gemacht zuzusehen, wie sie immer besser harmonierten. Auch Team Grün hat super Spiele hingelegt und das Anfeuern von außen war für alle Mannschaften immer wieder eine Top-Motivation. Besonders da wir nicht daran gewöhnt sind mit Harz zu spielen und man erstmal lernen muss den Ball nicht auf die Füße seiner MitspielerInnen zu werfen, waren wir alle glücklich, dass das relativ schnell geklappt hat und damit dem Spaß am Spielen nichts im Wege stand.
David: Sportlich gesehen war es ein hervorragendes Ergebnis für alle unsere drei Teams. Jede Mannschaft hat ihr Bestes gegeben. Insgesamt sind wir sehr zufrieden und schauen positiv auf unsere sportliche Leistung zurück!
Wir freuen uns schon sehr auf die nächste LGBTQ+ Euro Handball Championship nächstes Jahr im Rahmen der EuroGames. Lyon, here we come!
Vielen Dank für Eure Antworten.
Fotos von toni_fuerth
(Foto: Vorsitzende des Bayerischen Handball Verband)